Am letzten Sonntag waren wir am Unterschriften sammeln für unsere Initiative «1 Stunde länger», mit der die Ladenöffnungszeiten im Kanton Zug um 1 Stunde verlängert werden sollen. Dabei habe ich wieder einmal zwei Dinge gelernt: Erstens, wie viele Leute sehr inkonsequent und opportunistisch agieren, und zweitens, weshalb ich eine liberale Politik verfolge.

Es ist der Sonntag 18. Dezember 2016, der vierte Advent. Im Metalli-Einkaufscenter frönen hunderte Konsumenten dem Sonntagsshopping. Dabei werden nicht nur die letzten Weihnachtsgeschenke gekauft, sondern im Migros auch Lebensmittel und weitere Produkte des täglichen Bedarfs. Ein absoluter Beweis dafür, dass die Leute sich erweiterte Ladenöffnungszeiten wünschen. Entsprechend viele Unterschriften konnten wir für unsere Initiative sammeln. Wer ja an einem hohen Sonntag Milch und WC-Papier kauft, kann ja kaum gegen eine Liberalisierung sein, oder? Weit gefehlt: Immer wieder kam das Argument, dass die bestehenden Ladenöffnungszeiten völlig ausreichen. Auf ihr inkonsequentes Verhalten angesprochen, antworteten die meisten, dass sie das Angebot halt schon nutzen, wenn es existiere. Viele Leute haben also ein idealistisches Bild im Kopf, wie die Gesellschaft funktionieren sollte, handeln aber im Zweifelsfall opportunistisch. Nun gut, das ist ihr gutes Recht.

Dies bringt mich aber zu meinem Punkt. Politik ist oftmals normativ, will also der Gesellschaft gewisse Normen aufzwängen. Sehr gut lässt sich dies bei den Pol-Parteien beobachten, die sich ab irgendetwas stören und dann versuchen, den Bürgern und Unternehmen zu sagen, wie sie sich verhalten sollen. Reiche sollen mehr Steuern zahlen, Unternehmen müssen mehr Frauen einstellen, nur Männer und Frauen dürfen heiraten, Ausländer dürfen nicht mehr einwandern und so weiter und so fort. Eine liberale Politik orientiert sich am Grundsatz, dass die Freiheit eines jeden Einzelnen so weit geht, bis sie die Freiheit eines anderen einschränkt. Ich versuche somit, jedem Individuum (sei es eine Privatperson oder ein Unternehmen) die grösstmögliche Freiheit zuzugestehen und ihm genau nicht zu sagen, was er zu tun und lassen hat. Um beim Beispiel der Ladenöffnungszeiten zu bleiben: Jeder Konsument sollte im Idealfall selber entscheiden können, wann er einkaufen geht. Und jeder Ladenbesitzer soll selber entscheiden können, wann er seine Kundschaft bedienen will.

Wenn ich etwas einschränken will, dann den Staat und seine Regulierung. Weshalb muss der Staat vorschreiben, wann ein Laden geöffnet haben darf? Der Schutz der Arbeitnehmer ist über das Arbeitsgesetz sowie zudem über verschiedene Gesamtarbeitsverträge für den Detailhandel gewährleistet. Die Regulierung schafft höchstens Ungerechtigkeiten. Die Shops am Bahnhof und an den Tankstellen dürfen bis um 22 Uhr plus am Sonntag geöffnet sein, online kann der Kunde jederzeit Lebensmittel kaufen, aber die Käserei und die Metzgerei um die Ecke müssen um 19 Uhr schliessen?